Aktivierungsspiele für Workshops: Wie du jede Gruppe in Bewegung bringst

Es gibt diesen Moment, den jede:r kennt, der oder die Workshops moderiert: Die Energie im Raum ist weg. Die Teilnehmenden blicken müde auf den Bildschirm oder den Tisch, der Kaffee wirkt nicht mehr, und der Gedanke „Wie bekomme ich die Gruppe jetzt wieder wach?“ steht unausgesprochen im Raum. Genau hier kommen Aktivierungsspiele ins Spiel.

Aber: Aktivierung ist kein Selbstzweck. Es geht nicht darum, die Gruppe zu bespaßen oder künstlich gute Laune zu erzeugen. Es geht darum, Energie bewusst zu lenken, Fokus zu schaffen, Beziehungen zu stärken und Räume zu öffnen, in denen echtes Denken und Zusammenarbeit möglich werden.

Mit diesen 5 Aktivierungsspielen gewinnst du jede Gruppe

Warum Aktivierung mehr ist als Bewegung

Viele denken bei Aktivierungsspielen an alberne Übungen oder „Eisbrecher“, die in traditionellen Kontexten schnell auf Widerstand stoßen. Tatsächlich aber sind sie gezielte Interventionen im Gruppenprozess. Ein gut gewähltes Aktivierungsspiel kann Stimmungen drehen, den Kopf lüften und die Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt lenken.

Wenn Menschen in Bewegung kommen, kommt auch das Denken in Bewegung. Das ist kein Zufall, sondern neurobiologisch erklärbar: Bewegung regt die Durchblutung an, erhöht die Sauerstoffzufuhr im Gehirn und fördert kognitive Flexibilität – also genau jene Fähigkeit, die wir in Innovations- und Problemlösungsworkshops dringend brauchen.

Ein Aktivierungsspiel kann also helfen, wieder Fokus herzustellen, Kreativität zu fördern oder einfach die zwischenmenschliche Atmosphäre zu lockern. Entscheidend ist, den Zweck zu kennen.

Wann Aktivierungsspiele sinnvoll sind

Nicht jeder Moment eignet sich für jede Aktivierung. Wer Workshops leitet, kennt den feinen Unterschied zwischen „Die Gruppe braucht Energie“ und „Die Gruppe braucht Ruhe“. Aktivierungsspiele entfalten ihre Wirkung vor allem dann, wenn sie bewusst eingesetzt werden.

Nach einer Mittagspause ist es sinnvoll, körperliche Bewegung oder leichte Konzentrationsübungen einzubauen. In kreativen Phasen hingegen kann eine kleine Denkanregung oder ein Perspektivwechsel reichen. Und in Momenten, in denen Spannung im Raum liegt, kann eine stille, strukturierende Aktivierung helfen, die Aufmerksamkeit zurückzuführen.

Ein häufiger Fehler besteht darin, Aktivierungsspiele reflexartig zu verwenden – einfach, weil man „es so gelernt hat“. Das führt zu Widerstand, vor allem bei Gruppen, die ohnehin skeptisch sind. Die Kunst besteht darin, Aktivierung nicht als Pflichtübung, sondern als passendes Werkzeug zu sehen – eingesetzt mit Fingerspitzengefühl.

Aktivierung braucht Haltung, nicht Animation

Ich höre oft von Moderator:innen, die von Teilnehmenden den Satz bekommen: „Bitte keine Spiele, wir sind doch hier zum Arbeiten.“ Und genau hier zeigt sich der Unterschied zwischen Animation und Aktivierung.

Animation unterhält. Aktivierung ermöglicht.

Ein Aktivierungsspiel ist kein Entertainment, sondern ein gezielter Impuls, um Energie, Aufmerksamkeit oder Kreativität wieder ins Fließen zu bringen. Wichtig ist, dass du als Moderator:in erklärst, warum du die Übung einsetzt. Wenn du sagst: „Ich merke, wir brauchen etwas Fokus – deshalb eine kurze Übung zur Konzentration“, ist die Akzeptanz sofort höher. Menschen wollen verstehen, warum sie etwas tun sollen.

Diese bewusste Haltung – also das Warum hinter der Aktivierung – unterscheidet gute Facilitator:innen von denen, die bloß Methoden abspulen.

5 Aktivierungsspiele, die in jeder Gruppe funktionieren

Aus unzähligen Workshops, Trainings und Innovationsprojekten habe ich fünf Aktivierungsübungen mitgenommen, die sich in nahezu jeder Gruppe bewährt haben – egal ob in Banken, Versicherungen oder Start-ups. Sie sind einfach, wirksam und schnell umsetzbar.

1. Das 1-2-3-Zählspiel – Konzentration trifft Leichtigkeit

Zwei Personen stehen sich gegenüber und zählen abwechselnd 1, 2, 3. Klingt simpel – wird aber rasch zur Herausforderung.

Nach der ersten Runde wird die „1“ durch ein Wort ersetzt, etwa durch eine Marke wie „Apple“. In der nächsten Runde wird die „2“ durch ein Geräusch ersetzt, zum Beispiel ein Pfeifen. Schließlich wird die „3“ durch eine Bewegung ersetzt – etwa einen Hampelmann.

Das Ergebnis: ein unwillkürliches Lachen, volle Konzentration und die Erfahrung, dass Fehler erlaubt sind. Die Übung funktioniert in allen Gruppen, auch mit Personen im Rollstuhl (die Bewegung wird einfach angepasst). Sie löst Spannung, schafft Präsenz und bringt Energie zurück.

2. Touch Blue – die einfache Energie-Übung

Diese Übung ist so leicht wie wirkungsvoll. Sie funktioniert offline wie online.

Der oder die Moderator:in gibt Anweisungen: „Berührt etwas Blaues.“ Alle suchen spontan einen Gegenstand – eine Jeans, ein Post-it, eine Wasserflasche. Dann folgt die nächste Aufgabe: „Berührt etwas, das euch an eure Kindheit erinnert“ oder „etwas, das euch inspiriert.“

Die Übung bringt Bewegung und Humor in die Gruppe, schafft Verbindung und sorgt für frische Energie. Sie funktioniert besonders gut in digitalen Workshops, in denen Körperlichkeit oft fehlt.

3. Der Zollstab – Zusammenarbeit sichtbar machen

Für diese Übung braucht es einen zusammenklappbaren Zollstab (oder Lineal). Er wird auf Schulterhöhe von mehreren Teilnehmenden mit den Zeigefingern gehalten. Ziel ist, ihn gemeinsam langsam auf den Boden zu legen, ohne dass jemand den Kontakt verliert.

Das klingt leichter, als es ist. Der Zollstab reagiert empfindlich auf jede Bewegung, und meist steigt er zunächst, statt zu sinken.

Diese Übung zeigt anschaulich, wie schwierig Koordination und Abstimmung sein können – und wie Kommunikation und Geduld letztlich zum Ziel führen. Eine hervorragende Aktivierung für Gruppen, die zu viel „reden“ und zu wenig „spüren“.

4. Die stehende Umfrage – Aktivierung mit Inhalt

Die sogenannte Standing Survey stammt aus dem Ansatz Training from the Back of the Room. Sie eignet sich hervorragend, um ein Thema einzuführen oder zu vertiefen.

Auf einer Pinnwand oder Flipchart werden verschiedene Fragen notiert, zum Beispiel:
„Was verstehst du unter Innovation?“ oder „Was war das ungewöhnlichste Geschäftsmodell, das du je gesehen hast?“

Jede:r Teilnehmende nimmt sich eine Karte, spricht mit mehreren Personen darüber und tauscht Gedanken aus. So entsteht Bewegung, Begegnung und inhaltlicher Austausch zugleich.

Diese Methode aktiviert Körper und Geist gleichermaßen – ideal als Übergang zwischen Theorie und Praxis.

5. Impromptu Networking – der Klassiker mit Tiefgang

Das Impromptu Networking ist eine der beliebtesten Liberating Structures. Es funktioniert in jeder Gruppengröße, in jedem Kontext und sorgt in Minuten für Energie und Verbindung.

Die Teilnehmenden bewegen sich durch den Raum (oder in Breakout-Räumen online) und sprechen jeweils zwei Minuten mit wechselnden Partner:innen über vorbereitete Fragen.

Beispielsweise: „Was hast du letzte Woche gelernt, das dich überrascht hat?“ oder „Was hast du eine KI schon einmal gefragt, von dem noch niemand weiß?“

Zwischen den Gesprächsrunden läuft Musik. Wenn sie endet, wechseln alle wieder. Nach drei Runden ist der Raum voller Energie, Lachen und Austausch.

Diese Übung aktiviert auf mehreren Ebenen: Sie bringt Bewegung, fördert Dialog und senkt Hemmschwellen. Perfekt für Auftakte, Netzwerkformate oder Großgruppen.

Aktivierungsspiele für Workshops – aber mit Plan

Jede dieser Übungen funktioniert nur dann, wenn sie zum Kontext passt. Es geht nicht darum, ein Repertoire an Spielen abzuarbeiten, sondern die passende Aktivierung im richtigen Moment zu wählen.

Ein hilfreicher Leitfaden dafür sind drei Fragen:

  1. Was will ich mit der Aktivierung erreichen – Energie, Fokus oder Verbindung?

  2. Wie fühlt sich die Gruppe gerade?

  3. Wie leite ich die Übung so ein, dass sie verstanden und akzeptiert wird?

Wenn du diese Fragen beantwortest, wird aus einem Spiel eine gezielte Intervention. Und das ist der Moment, in dem du als Moderator:in Haltung zeigst.

Der wichtigste Punkt: Erkläre das Warum

Menschen wollen verstehen. Wenn du sagst: „Wir machen das jetzt, um den Kopf freizubekommen und wieder klar denken zu können“, nicken alle. Wenn du sagst: „Jetzt kommt ein lustiges Spiel“, verdrehen einige die Augen.

Sprache entscheidet darüber, ob Aktivierungen als sinnvoll oder störend empfunden werden. Wenn du deine Absicht teilst, entsteht Vertrauen. Und Vertrauen ist die Voraussetzung für Beteiligung.

Gerade in traditionellen Organisationen lohnt es sich, Aktivierung neu zu rahmen: nicht als „Spiel“, sondern als Teil des Lern- und Denkprozesses.

Aktivierung im digitalen Raum

Auch online funktionieren Aktivierungsspiele – oft sogar besser, als viele glauben. Kurze Bewegungsimpulse, visuelle Aufgaben oder Kleingruppen-Austausch können digitale Müdigkeit durchbrechen.

Das Touch Blue oder eine schnelle Frage-Runde im Stil von „Zeigt mir etwas, das euch inspiriert“ bringt Bewegung in Remote-Workshops. Entscheidend ist, dass du die Kamera als Verbindungselement nutzt und Pausen bewusst gestaltest.

Online gilt noch stärker: weniger ist mehr. Lieber eine gute Aktivierung mit echtem Bezug zum Thema als drei schnelle Gags ohne Sinn.

Fazit: Aktivierung ist Haltung, nicht Methode

Aktivierungsspiele für Workshops sind mehr als kleine Auflockerungen. Sie sind Werkzeuge, mit denen du Energie steuerst, Denkräume öffnest und Gruppen in Bewegung bringst – physisch und mental.

Das Entscheidende ist die Haltung: Du aktivierst nicht, um zu unterhalten, sondern um Menschen einzuladen, präsenter zu werden, mitzudenken, sich zu zeigen.

Wenn du diesen Gedanken verinnerlichst, funktionieren auch einfache Übungen – selbst in skeptischen, rational geprägten Gruppen. Und genau dann wird aus einem Workshop wieder das, was er sein sollte: ein Raum, in dem Neues entsteht.

PS: Der Originalcontent stammt aus meiner aktuellen Podcast Folge. Der Text wurde mit Hilfe von KI generiert.