Innovation braucht Menschen, die Ideen entwickeln und umsetzen. Und Führungskräfte, die Ressourcen schaffen und Leitplanken setzen, die Innovation ermöglichen.
„Aber es braucht doch Struktur! Es braucht einen Prozess!“ meinen da viele Kritiker. Braucht es denn wirklich einen Prozess um innovativ zu sein? Lesen Sie dazu mehr in diesem Blogbeitrag.
Brauchen innovative Unternehmen Innovationsprozesse?
Ein Prozess steht vor der Tür und meint: „Chef, ich habe da eine Idee, die ich gerne umsetzen möchte.“
Was ist an diesem Satz wohl falsch?
Innovationsprozesse entwickeln keine Ideen!
Ist bei ihnen schon mal der Prozess im Büro gesessen und wollte eine Idee entwickeln oder umsetzen? Nein? Komisch, denn das könnte man denken, wenn man die Anfragen an Innovationsberater heranzieht. Für gewöhnlich lautet so eine Anfrage: Entwickeln Sie für uns einen Innovationsprozess. Oder noch konkreter: Sie haben da ja einen Prozess für Firma XY entwickelt. Den wollen wir auch.
Wenn es nicht der Prozess ist, der Ideen entwickelt und umsetzt, warum wollen dann die meisten Unternehmen zuerst mit einem Innovationsprozess starten, wenn sie innovativer werden wollen?
Sind es nicht vielmehr Mitarbeiter, die auf Sie zukommen und eine Idee verwirklichen wollen? Vielleicht sind es sogar Kunden oder Lieferanten, die mit Ihnen gemeinsam Ideen realisieren möchten. Also in jedem Fall sind es Menschen.
Manager investieren zu viel Geld in Prozessmodelle, die nicht funktionieren
Und dennoch verdienen sich Berater, Trainer und Experten dumm und dämlich, indem sie „neue“ Prozessmodelle, die Unternehmen agiler, schneller und innovativer machen sollen, auf den Markt bringen.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich mag Prozesse. Ich komme aus der Automobilindustrie und bin mit Prozessen „groß“ geworden. Sie geben Sicherheit, sie erfüllen Normen und Vorgaben, sie stellen sicher, dass das Unternehmen nicht im Chaos versinkt. Sie sind Leitplanken in einem schnelllebigen und volatilen Umfeld. Die Automobilindustrie ist da bekanntlich Vorreiter!
Und dennoch umgehen wir Prozesse in bestimmten Situationen, weil sie nicht immer und in allen Situationen funktionieren und anwendbar sind. Dann braucht es jemanden, der Entscheidungen trifft und flexibel agiert und reagiert und auch mal Ausnahmen schafft.
Motivation sticht Prozessmodell
Und damit sind wir wieder beim Menschen:
Vor kurzem habe ich ein interessantes Gespräch mit einer Führungskraft aus dem Bereich Engineering geführt.
Fünf Monate zuvor wurde ein „Agile Coach bzw Berater“ für viel Geld ins Unternehmen geholt. Er hat mit seiner Methode und seinem Prozessmodell überzeugt und begonnen dieses Modell ins Unternehmen einzuführen. Fünf Monate später ist das Projekt erfolgreich abgeschlossen. Nicht aber, weil der Prozess so erfolgreich ist, sondern, weil diese Führungskraft motiviert und engagiert mitgearbeitet hat. Weil sie Mitarbeiter einbezogen hat. Und vor allem, weil die Mitarbeiter das erlernte Modell an die Abteilung und die eigenen Wünsche angepasst haben, ohne den Berater. Das Prozessmodell war eine Leitlinie, die individualisiert wurde um zu funktionieren.
Das WARUM kommt vor dem WIE
Viele Firmen führen einen Innovationsprozess im Unternehmen ein, ohne sich drei wesentliche Fragen zu stellen.
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Warum?
- Warum ist es uns wichtig innovativer zu werden?
- Warum ist es für unser Unternehmen wichtig?
- Warum ist es für mich als Führungskraft wichtig und warum ist es für die Mitarbeiter wichtig?
Indem sie diese Frage auf allen drei Ebenen, also auf der Unternehmens-, Team- und Mitarbeiterebene betrachten, ist ihnen die volle Beteiligung des Einzelnen sicher.
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Wie?
- Wie definieren Sie Innovation eigentlich? Wie sieht Ihr innovatives Unternehmen aus?
- Welche Ressourcen und Stärken jedes Einzelnen stehen Ihnen dafür zur Verfügung?
- Welche Normen und angrenzende Prozesse sind zu berücksichtigen?
- Wie können Sie Agilität bzw Innovation definieren?
- Und wie schaffen sie es, dass jeder vom selben spricht?
In diesem zweiten Fragenblock geht es um die Planung des Prozesses. Sie werfen einen Blick auf die Eigenheiten Ihrer Teams und Ihres Unternehmens. Damit können Sie einen Prozess entwickeln, der auch wirklich funktioniert und passt.
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Womit?
Und erst jetzt, nachdem Sie das WARUM und WIE geklärt haben, geht es um den konkreten Prozess bzw. die konkrete Methode. Schauen Sie sich dazu unterschiedliche Methoden an.
Meine Empfehlung: Holen Sie sich einen unabhängigen Experten ins Boot.
Sie kaufen Ihre KFZ-Versicherung ja auch bei einem unabhängigen Versicherungsberater, oder?
Das ist wie bei einem guten Versicherungsvertreter. Wenn Sie eine neue KFZ Versicherung abschließen wollen, dann ist es ratsam einen unabhängigen Vertreter für diverse Produkte damit zu beauftragen. Er wird das Versicherungsprodukt für Sie finden, das auch wirklich zu Ihnen passt. Und nicht das von einem Unternehmen, das sein monatliches Gehalt bezahlt.
Und genau so ist es beim Entwickeln des passenden Innovationsprozesses oder bei der Auswahl der besten Methode. Essentiell ist es jenes Modell zu finden, das Sie und Ihr Unternehmen benötigt und nicht eines, das der Berater gerade selbst erfunden hat und Ihrem Unternehmen überstülpen möchte.