Führungskräfte innovativer und agiler Teams übernehmen die Rolle des Wegbegleiters. Sie definieren nicht das Ziel, sondern ebnen den Weg – vor allem bei der Lösung komplexer Problemstellungen und Projekte. Dabei sind sie offen für neue Sichtweisen und Innovationen und motivieren Teams dazu, neue Denkweisen und Ideen zu verfolgen. Sie verstehen sich als Unterstützer innovativer Teams. Das widerspricht jedoch der gegenwärtigen Strömung nach Selbstbestimmung und Agilität. Daher stellt sich die Frage:

Brauchen agile, innovative Teams heute noch Führungskräfte?

Vor kurzem wurden auf einer Veranstaltung Fragen rund um agile Teams diskutiert. Teilnehmer waren Personalentwickler und Personalmanager.  In Kleingruppen wurden so zentrale Fragen wie beispielsweise „Was macht agile Teams erfolgreich oder wie können agile Teams funktionieren“ oder „Wie muss eine agile Führungskraft sein?“ erarbeitet.

Jede dieser Fragen hat im Team eine wesentliche Frage aufgeworfen – eine Frage, die alle beschäftigt hat.

„Brauchen agile Teams überhaupt noch eine Führungskraft?“

Agile Innovationsteams brauchen Leitlinien und jemanden, der sie stärkt und den Rücken frei hält

Unter agilen Teams werden grundsätzlich selbstbestimmte Teams verstanden, also Teams, die sich selbst organisieren und Entscheidungen selbst treffen. Sie arbeiten zielorientiert, teilen Ressourcen ein, kommunizieren mit Partnern und Kunden und teilen Aufgabenpakete selbstbestimmt untereinander auf. Sind das nicht Tätigkeiten einer klassischen Führungskraft?

Nach dieser Definition braucht es diese dann ja gar nicht mehr, oder doch?

Doch was tun mit all den bestehenden Führungskräften? Zum normalen Projektmitarbeiter degradieren? Kündigen? Vielleicht sogar zu einer Stabstelle machen?

Plädoyer für die Rolle der Führungskraft

Wir dürfen dabei eines nicht vergessen. Wir sprechen von Menschen, die auch eine emotionale Komponente benötigen: jemanden, der sich um sie kümmert, der den Rücken frei hält um agil zu arbeiten und jemanden, der in schwierigen Zeiten auch stärkt.

Wer übernimmt diese Rolle in agilen Teams? Wird diese Aufgabe auch in agilen Teams verteilt? Wird diese Aufgabe überhaupt berücksichtigt? Kann diese Aufgabe jemand erfüllen, der im Tagesgeschäft steckt und Aufgaben bis zum nächsten „agilen Meeting“ abzuarbeiten hat?

Nein, denn Führung braucht Zeit und geht nicht nebenher und ich denke gerade agile Teams benötigen Betreuung und Förderung. Sie müssen in ihren Entscheidungen bestärkt werden, sie brauchen Zeit und Raum um sich entfalten zu können und sie müssen auch scheitern dürfen. Dafür braucht es jemand, der auch mal den Kopf hinhält und den Rücken frei hält.

💡Vielleicht kennen Sie das ja auch: Sie sollen bzw. wollen im Unternehmen etwas verändern. Vielleicht einen neuen Prozess einführen, eine agile Methodik einsetzen oder gar neue Strukturen etablieren. 💡
 
❌ In der Theorie und Vorbereitung klingt das alles auch so einfach. Doch schon im ersten Meeting stellt sich heraus, dass es doch nicht so einfach ist. Gegenwind zieht auf. ❌
 
Also lieber lassen? Durchbeißen und hoffen, dass das schon gut geht? Nicht umsonst scheitern viele Change-Projekte. In den letzten Jahren habe ich viele Projekte begleitet. Meine Erkenntnisse teile ich in meinen nächsten Live-Webinar zum Thema „Agile Organisationsentwicklung“.
 
In diesem Webinar erfahren Sie:
✅ Welche Fragen Sie sich vor Start der agilen Organisationsentwicklung stellen sollten
✅ Wie Sie mit Widerständlern und Bremsern umgehen und diese im Change mitnehmen
✅ Welche Widerstände es gibt und wie Sie diese lösen
✅ Welche 5 Schritte Sie zur systematischen Umsetzung der agilen Organisation bedenken sollten
 
Das Webinar findet am 07.10.2020 um 17 Uhr statt.
Klicken Sie hier, um sich für das Webinar anzumelden.
Bianca Prommer arbeitet auch in virtuellen Teams

Die Führungskraft von morgen braucht eine andere Bezeichnung

Daher stellt sich für mich viel mehr die Frage: kann eine heutige, klassische Führungskraft diese Aufgabe erfüllen?

Lassen Sie uns ehrlich sein: das Wort Führungskraft impliziert das Bild einer Person, die uns vorgibt was zu tun ist und vor allem wie wir es zu tun haben, mit welchen Ressourcen und bis wann. Wir stellen uns die typische Führungskraft mit dem klassischen Führungsstils des „Command and control“ vor. Jemand, die nicht nur Arbeit vorgibt, sondern auch bewertet und uns mehr oder weniger sagt wie wir unsere Arbeit tun sollen.

Das funktioniert bei agilen Teams nicht mehr. Daher braucht es ja auch die klassische Führungskraft nicht mehr. Es braucht Führungskräfte, die eine Innovationskultur schaffen, in der Mitarbeiter Höchstleistungen bringen und motiviert sind.

Google lebt agile Führung mit dem Facilitation-Ansatz vor

Vielleicht fragen Sie sich nun: “Aber wen braucht es dann?“

Google hat sich genau diese Frage im Rahmen des Project Oxygen gestellt. Zunächst wollte Google wissen wie die agil organisierten Teams ohne Führungskraft funktionieren. Schnell hat sich jedoch herausgestellt, dass es sich dabei um die falsche Fragestellung handelt. Schlussendlich ging es um die Fragestellung „Was, wenn jedes Team einen außergewöhnlichen Chef hätte?“

So wurden Manager erfolgreicher, agiler Teams mit jenen weniger erfolgreicher Teams innerhalb des Unternehmens verglichen. Dadurch konnten einige Punkte festgestellt werden, die Manager erfolgreicher Teams anders machen.

Die Führungskraft eines Innovationsteam sieht sich als Facilitator

Zu diesem Zeitpunkt hat Google den Begriff des Facilitators bzw. der Führungskraft als Facilitator geprägt. Ja, man spricht auch sonst gerne von der Führungskraft als Mentor oder der Führungskraft als Coach: Aber die Führungskraft als Facilitator geht darüber hinaus und beinhaltet konkret sechs Rollen (siehe Abbildung).

Führungskräfte, die diese sechs Rollen verinnerlichen, sind keine klassische Führungskraft mehr und brauchen daher meiner Meinung nach eine neue Bezeichnung: möglicherweise Team Coach, Agile Coach, Team Mentor, Agile Facilitator, Team Facilitator…. Ihrer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.