Warum das Impostor Syndrom Veränderungsprozesse blockiert
Rund 70 bis 80 Prozent aller Veränderungsprozesse in Unternehmen scheitern. Die Gründe sind vielfältig.
- Schlechte oder unzureichende Kommunikation
- Fehlende Beteiligung von Mitarbeitern und Führungskräften
- Zu viel Planung und kaum Spielraum für Anpassungen
- Kaum Schaffung der Rahmenbedingungen für Veränderung
- Und viele mehr.
Doch ein Grund wird kaum angesprochen und dabei beobachte ich, dass gerade dieser Grund einen wesentlichen Einfluss darauf hat, ob ein Veränderungsprozess gelingt oder nicht.
Veränderungsprozesse brauchen Menschen, die bereit sind voranzuschreiten und die Veränderung zu sein
„Ich würde ja gerne mehr Agilität ins Unternehmen bringen. Aber ich darf das ja gar nicht. Ich trau mich das einfach nicht. Wer bin ich denn schon?“ Das erzählte mir vor kurzem eine Teilnehmerin meines Minikurses „Widerstände im Change erfolgreich abbauen.“
Und das spiegelt meine Erfahrung in der Begleitung von Veränderungsprozessen wider. Es gibt zahlreiche Mitarbeiter und Führungskräfte, die gerne im Unternehmen etwas verändern möchten, sich aber nicht trauen.
In rund 60 % der Fälle lässt sich dieses fehlende Vertrauen auf das sogenannte Impostor Syndrom – auch Impostor Phänomen oder Hochstapler-Syndrom genannt – zurückführen.
Was ist das Impostor Syndrom
Das Impostor Syndrom beschreibt ein Verhaltens- und Denkmuster, bei dem Menschen an ihren Fähigkeiten und ihren Leistungen zweifeln. Meist sind sehr erfolgreiche, hochqualifizierte Menschen davon betroffen. Rund 70 Prozent aller Menschen haben zumindest in einer bestimmten Situation in ihrem Leben schon mal das Impostor Syndrom erlebt.
Dabei ist es kein neues Phänomen. Bereits seit 1978 wird daran geforscht. Und es kann jeden treffen – ganz unabhängig von Ausbildung, Qualifikation und Lebenssituation.
Wenn jemand das Impostor Syndrom hat, dann zweifelt diese Person an sich und den eigenen Fähigkeiten. „Wer bin ich schon? Was kann ich schon beitragen?“ sind typische Anzeichen und Aussagen.
Auswirkungen des Impostor Syndroms auf Veränderungsprozesse
Veränderung ist meist nicht einfach. Viel Unbekanntes kommt mit der Veränderung auf uns zu. Alte Denkweisen und Verhaltensmuster sollen abgelegt und neue begonnen werden.
Für das Gehirn bedeutet Veränderung daher schnell: Achtung, Gefahr! Unbekanntes löst genau dieses Denken in uns aus. Dabei unterscheidet unser Gehirn 3 Urängste
- Angst vor Fehlern und Misserfolg
- Angst vor Überanstrengung
- Angst vor Zurückweisung
Angst vor Fehlern und das Impostor Syndrom
Kannst du dich noch an dein erstes Gespräch in einer Fremdsprache erinnern? Oder das erste Mal, als du Gitarre gespielt hast? Ich bin mir sicher, da waren einige Fehler dabei, oder?
Wenn Menschen etwas Neues lernen, dann sind Fehler unweigerlich damit verbunden. Schließlich ist es neu und wir müssen erst neue Fähigkeiten erwerben. Diese Fähigkeiten brauchen Zeit und Routine – also Wiederholung.
Fehler gehören zu unserem Leben dazu. Babies fallen auf ihren Popo, wenn sie laufen lernen. Und ich bin mir sicher, du wirst sie nicht auslachen, sondern vielmehr ermutigen es noch einmal auszuprobieren.
Warum tun sich viele Menschen dann jedoch so schwer Fehler zu akzeptieren, wenn sie im Unternehmen etwas Neues lernen?
Menschen mit dem Impostor Syndrom haben starke Angst vor Misserfolg. Jeder Fehler wird stundenlang seziert, der Fehler wird immer nur bei sich selbst gesucht und das Gedankenkarussell wird befeuert.
Sie können Fehler bei anderen gut akzeptieren, aber bei sich selbst auf keinen Fall. „Ich bin nicht gut genug“ ist ein typischer Glaubenssatz.
Und so kommt es schnell zur Prokrastination. Prokrastination bedeutet so viel wie aufschieben und vertagen. Vielleicht kennst du das auch unter Aufschieberitis.
Sie schieben die Veränderung vor sich her, nur weil sie Angst haben nicht gut genug zu sein.
Angst vor Überanstrengung und das Impostor Syndrom
Veränderung bedeutet meist auch Neues zu lernen. Das kann mühsam sein. Eine neue Sprache lernst du nicht in wenigen Stunden. Ein neues Musikinstrument spielst du nicht nach einer Unterrichtseinheit.
Nun zeigen jedoch Menschen mit dem Impostor Syndrom neben der Prokrastination auch den Perfektionismus als Strategie. Sie glauben mehr arbeiten und lernen zu müssen, als andere, weil sie ja schließlich nicht gut genug sind.
Da schreit das Gehirn jedoch schnell auch mal: Achtung, Gefahr. Und schon wehrt man sich mit Händen und Füßen gegen die anstehende Veränderung.
Angst vor Zurückweisung und das Impostor Syndrom
„Ich bin nicht liebenswert genug“ ist mitunter auch ein negativer Glaubenssatz von Menschen mit Impostor Syndrom. Sie haben Angst von Kollegen ausgelacht und zurückgewiesen zu werden, wenn ihnen nicht gleich etwas gelingt.
Oder wenn sie möglicherweise selbst eine Veränderung vorschlagen. „Dann mögen mich die anderen nicht mehr“!
Und so bleibt man lieber leise und spricht die Veränderung erst gar nicht an.
Ja, das Impostor Syndrom ist in zahlreichen Fällen mitverantwortlich für eine fehlende Veränderungsbereitschaft.
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