Newsletter Leser Alen schreibt: Sollen User Stories immer soweit runtergebrochen werden, dass sie innerhalb von einem Sprint abwickelbar sind? LinkedIn Kontakt Angela fragt: Hast du Tipps für gute User Stories? User Stories sind ein zentrales Element in agilen Projekten. Umso wichtiger ist der richtige Umgang mit User Stories und dem widmen wir uns in diesem Blogbeitrag.
Wie du gute User Stories für dein agiles Projekt formulierst und worauf du achten solltest
User Stories sind ein sehr wichtiges Werkzeug, um agile Projekte durchzuführen und einen Mehrwert für einen Kunden/User zu liefern. Eine gute User Story erzählt die Anforderung an ein Produkt / Service / eine Idee aus Kundensicht. Sie ist die kurze und einfache Beschreibung einer Anforderung aus der Sicht der Person, die sich das wünscht.
Oder einfach ausgedrückt:
Sie beschreibt WARUM ein Kunde WAS will.
So formulierst du eine User Story
Jede User Story basiert auf einer einfachen Vorlage.
Als (Rolle/Nutzer) möchte ich (Funktion/Anforderung) um (Nutzen).
Lass uns diese nun im Detail betrachten.
WER fordert etwas an: = Rolle/Nutzer
Dieser Platzhalter steht für den Kundenavatar bzw. die Persona, für die du dein Produkt/Service entwickelst. Es ist meist der End-User des Produkts.
Überlege hier: für wen machen wir unser Produkt bzw. Service? Wer wendet es an? In welchem Kontext wendet dieser Nutzer es an?
WAS wünscht sich der Nutzer: = Funktion/Anforderung
Der Nutzer wünscht sich, dass ein bestimmtes Ereignis passiert. Es geht also um Wünsche, Ziele, Erwartungen und Bedürfnisse des Nutzers. WAS braucht dein Kunde? WAS wünscht er sich? Je klarer dieser Wunsch ist, desto einfacher ist dieser zu erfüllen.
WARUM ist es wichtig: = Nutzen / Wert
Durch die Funktion/Anforderung soll ein bestimmtes Ergebnis, ein Ziel, erreicht werden. Es geht um den Nutzen, also den Wert, den ein Produkt/Service liefert. Diese Beschreibung liefert dem agilen Team konkrete Informationen, die sie dann ins WIE umsetzen können.
Beispiele von User Stories
- Als Geschäftsreisende der Austrian Airlines möchte ich meine Reservierungen jederzeit ändern können, um flexibler meine Reisen buchen zu können.
- Als Webshop-Besucher möchte ich die Zahlungsart auswählen können, um flexibel das nutzen zu können, wo gerade Geld vorhanden ist.
- Als Zoom User möchte ich meine Breakout Räume speichern können, um meine Studierenden nicht immer neu in Gruppen teilen zu müssen.
- Als Webseiten-Besucher möchte ich auf einen Blick sehen, was es hier gibt, um nicht unnötig Zeit zu verschwenden.
- Als MS Teams Nutzer möchte ich in der Moderation die verbleibende Zeit der Gruppenräume sehen, um das Zeitmanagement besser im Griff zu haben.
Akzeptankriterien
Wenn dein agiles Team mit User Stories arbeitet, dann empfehle ich dir auch sogenannte Akzeptanzkriterien zu verwenden.
Die Akzeptanzkriterien gelten für einzelne User Stories bzw. Backlog Items. Sie werden auch Condition of Satisfaction genannt – also wann ist der Kunde mit der Erfüllung der User Story zufrieden. Es geht um die Beschreibung der Anforderung, die zum Zeitpunkt der Abnahme erfüllt sein muss.
- Der Kunde kann mit Kreditkarte bezahlen.
- Die Antenne kann elektrisch ausgefahren werden.
- Alle Rollen im Innovationsprozess sind im Intranet verfügbar.
Hier ein konkretes Beispiel
Als MS Teams Nutzer möchte ich in der Moderation die verbleibende Zeit der Gruppenräume sehen, um das Zeitmanagement besser im Griff zu haben.
Akzeptanzkriterien:
- Gruppenräume werden online erstellt
- Gruppenräume werden bei der Terminorganisation schon erstellt
- Zeitraum ist frei wählbar
- Automatische Rückkehr wird ermöglicht
- Nachrichten an alle Gruppen ist möglich
- Verbleibende Zeit wird der Gruppe und der Moderation angezeigt
- Eine Verlängerung ist möglich
Wer schreibt User Stories
Jeder im Team kann und darf User Stories schreiben. In einem agilen Team trägt der Product Owner jedoch die Verantwortung, dass die User Stories im Backlog aufgenommen und priorisiert werden.
Achtung: Das heißt nicht, dass User Stories nur vom Product Owner geschrieben werden. Oftmals entwickeln wir in Workshops mit dem Team gemeinsam die User Stories.
Wann werden User Stories verwendet und geschrieben
User Stories werden im gesamten Verlauf des agilen Projektes verwendet und geschrieben. Da der Backlog ein lebendes Dokument ist, werden auch User Stories immer und immer wieder geschrieben, gelöscht, neu priorisiert oder geändert.
Größe von User Stories
Oftmals werde ich von den Teilnehmern des Zertifizierten Agile Coach Lehrgangs gefragt, wie groß denn eine User Story sein darf.
Das ist gar nicht so einfach zu beantworten.
Grundsätzlich empfehle ich, dass eine User Story nur so groß sein sollte, dass sie innerhalb eines Sprints abgewickelt werden kann – also gerne kürzer als ein Sprint, aber eben nicht länger.
Was mir hier spontan dazu einfällt, ist ein Beispiel aus meiner Praxis. In einem Innovationsprojekt ist es dem Product Owner bzw. auch dem Team nicht gelungen die User Story so klein zu machen, dass sie in einem Sprint zu erledigen war. Wir haben dann die User Story in Zwischenergebnisse, also kleinere Aufgabenpakete, runtergebrochen und diese dann auf die Sprints verteilt. Damit hat es dann im ersten Review keine Präsentation ergeben, da ja nicht fertig, allerdings war es für das Team greifbarer und motivierender die Aufgabenpakete im Sprint zu erfüllen.
Ist nicht unbedingt eine saubere Lösung, aber für das Team hat es funktioniert.
Mein Tipp dazu:
- Frage auch das Team, wie ihr das nun lösen könntet.
- Stelle gerne auch folgende Frage:
- Welche Zwischenergebnisse helfen uns bei der Erfüllung der User Story?
Aus diesen Zwischenergebnissen machen wir dann eine neue User Story oder eben wieder ein Aufgabenpaket für das Backlog.
Ich möchte der Vollständigkeit halber jedoch auch noch den Begriff Epic einbringen. EPICS ist eine User Story auf hohem Abstraktionsniveau. Für einen Sprint sind Sie meist zu groß (z.B. Strategische Initiative oder langfristiger Meilenstein, große/komplexe Anforderung). Diese müssen dann in User Stories zerlegt werden, die sich für einen Sprint eignen.
Welche Herausforderung hast du in Bezug auf User Stories? Schreibe mir gerne und ich greife sie im nächsten Beitrag auf.
Du möchtest wissen, was User Stories sind, was ein Product Owner ist, du möchtest wissen, wie ein Agile Coach arbeitet? Dann sei dabei beim nächsten Lehrgang zum „Zertifizierten Agile Coach“ mit ISO/IEC 17024 Zertifizierung dabei. Am 27.09.2022 geht es in einem Online Lehrgang wieder los.