Die Rolle der Führungskraft in der Innovation
Innovation gilt als Lebensader moderner Organisationen. Sie entscheidet darüber, ob Unternehmen in Zeiten von Unsicherheit, technologischem Fortschritt und gesellschaftlichem Wandel wettbewerbsfähig bleiben oder ob sie in etablierten Routinen verharren und den Anschluss verlieren.
Doch bei aller Begeisterung für neue Technologien, Methoden und agile Arbeitsweisen bleibt eine Tatsache bestehen: Innovation gelingt oder scheitert mit den Menschen, die Verantwortung tragen. Die Rolle der Führungskraft ist dabei zentral – sie kann Innovation ermöglichen, beschleunigen und verstetigen, oder sie kann Innovation bremsen und verhindern.
In diesem Beitrag erfahren Sie, warum Führungskräfte eine so entscheidende Rolle im Innovationsprozess spielen, welche Haltung sie brauchen und wie es gelingt, Innovation als selbstverständlichen Teil des Alltags zu etablieren. Grundlage sind die Erfahrungen von René Veuc, der viele Jahre in unterschiedlichen Branchen als Führungskraft tätig war und heute Unternehmen als Wirtschaftspilot begleitet.
Das Interview gibt es in meines „Innovation Einfach Machen“ Podcasts anhören oder direkt auf YouTube.
Hinweis: Ein Gespräch mit Rene Veuc – Blogbeitrag auf Basis der Podcastfolge „Innovation einfach machen“ mit Bianca Prommer
Innovation beginnt mit Führung
Wenn Unternehmen sich entscheiden, innovativer zu werden, passiert das nicht von heute auf morgen. Innovation lässt sich nicht einfach anordnen oder durch ein einzelnes Projekt „einführen“. Sie entsteht, wenn Führungskräfte den Rahmen schaffen, in dem Ideen wachsen können, und gleichzeitig die klare Erwartung formulieren, dass Ergebnisse entstehen müssen.
René Veuc beschreibt es so:
„Die Führungskraft muss Innovation entweder zulassen oder dort, wo von alleine nichts kommt, auch einfordern. Zulassen und Einfordern – das ist das Wichtigste, womit eine Führungskraft beginnen sollte.“
Damit bringt er die Kernaufgabe von Führung in Bezug auf Innovation auf den Punkt. Innovation braucht sowohl Freiraum als auch klare Richtung. Wenn Führungskräfte nur fordern, entsteht Druck ohne Kreativität. Wenn sie nur zulassen, verpuffen Ideen im luftleeren Raum. Erst die Balance zwischen beidem macht Innovation möglich.
Von technischer Innovation zur Innovationskultur
René Veuc blickt auf eine lange Karriere in unterschiedlichen Branchen zurück – vom Anlagenbau über den Automotive-Sektor bis hin zum Großhandel und internationalen Konzernen. Seine Erfahrung zeigt: Innovation hat viele Gesichter.
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Im Anlagenbau war Innovation stark technologisch geprägt. Wer hier nicht einen Schritt voraus war, verlor Aufträge.
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Im Automotive-Sektor war Innovation Teil der DNA. Hier war klar: ohne kontinuierliche Weiterentwicklung keine Zukunft.
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Im Großhandel hingegen stand Tradition im Vordergrund. Innovation musste erst bewusst aufgebaut und in die Kultur integriert werden.
Diese Stationen machen deutlich: Innovation ist kein Selbstläufer. Sie hängt stark von der Branche, der Unternehmenskultur und der Haltung der Führungskräfte ab. Während in technologiegetriebenen Umfeldern Innovation selbstverständlich ist, müssen andere Organisationen erst lernen, systematisch Raum für Neues zu schaffen.
Und genau hier beginnt die Aufgabe der Führungskraft: eine Kultur aufzubauen, in der Innovation Teil des Alltags wird.
Innovationskultur ist Haltung, nicht Schlagwort
„Innovationskultur“ klingt für viele abstrakt. Doch René Veuc macht deutlich, dass sie sich in ganz konkretem Verhalten zeigt.
Ein zentrales Element ist Transparenz. Ideen dürfen nicht in einer Blackbox verschwinden. Wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, dass ihre Vorschläge ins Leere laufen, verlieren sie schnell die Motivation. Transparenz bedeutet, klar zu kommunizieren:
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Welche Ideen werden aufgenommen?
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Welche werden später umgesetzt?
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Welche sind aktuell nicht sinnvoll – und warum?
Allein dieser offene Umgang zeigt Wertschätzung und fördert die Bereitschaft, auch künftig Ideen einzubringen.
Dazu gehört auch die Fähigkeit, loszulassen. Nicht jede Innovation führt zum Erfolg. Manchmal ist es besser, Projekte frühzeitig zu stoppen, statt wertvolle Ressourcen in die falsche Richtung zu investieren. „Fail Fast“ nennt sich dieses Prinzip – und es verlangt von Führungskräften die Bereitschaft, Entscheidungen zu treffen und auch Irrwege konsequent zu beenden.
Kultur frisst Strategie zum Frühstück
Eines der bekanntesten Zitate rund um Führung und Innovation lautet:
„Culture eats strategy for breakfast.“
Auch wenn sich darüber streiten lässt, ob Peter Drucker diesen Satz tatsächlich gesagt hat, bleibt die Botschaft eindeutig: Die beste Strategie nützt wenig, wenn die Kultur sie nicht trägt.
Für Führungskräfte heißt das: Sie müssen nicht nur Prozesse und Strukturen gestalten, sondern auch auf das zwischenmenschliche Miteinander achten. Innovation braucht eine Haltung des Miteinanders, der Offenheit und der Neugier.
Oder anders gesagt: Wenn in einem Unternehmen die Kultur Angst, Hierarchie und Kontrolle fördert, werden selbst die modernsten Innovationsmethoden scheitern.
Die Haltung der Führungskraft: Geben und Unterstützen
Führungskräfte haben eine doppelte Rolle. Einerseits sind sie Treiber, die Innovation fordern, Ergebnisse einfordern und strategische Ziele im Blick behalten. Andererseits sind sie Ermöglicher, die Räume öffnen, zuhören und unterstützen.
René Veuc bringt es auf den Punkt:
„Eine Führungskraft sollte eine gebende und unterstützende Haltung einnehmen. Sie stellt einen Rahmen zur Verfügung, hört aktiv zu, beobachtet, und fördert eine Lernkultur.“
Konkret bedeutet das:
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Rahmen setzen: Klare Strukturen, in denen Ideen entstehen können.
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Zuhören und Beobachten: Signale wahrnehmen, bevor sie verloren gehen.
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Lernkultur fördern: Fehler als Quelle von Erkenntnis akzeptieren.
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Routine schaffen: Innovation darf kein „Add-on“ sein, sondern Teil des Alltags.
Wenn Innovation zur Selbstverständlichkeit wird, verlieren Mitarbeitende die Angst vor Veränderung. Dann ist es nicht mehr etwas, das zusätzlich Zeit und Ressourcen kostet, sondern ein integraler Bestandteil der Arbeit.
Praxisbeispiel: Innovation durch Automatisierung
Ein eindrucksvolles Beispiel aus Renés Praxis zeigt, wie Führung gelingt. In einem Unternehmen stand die Einführung von Automatisierung an. Viele Mitarbeitende hatten Angst, dass dadurch Arbeitsplätze verloren gehen.
Die entscheidende Maßnahme war, offen und frühzeitig zu kommunizieren. Mitarbeitende wurden eingebunden, Ängste wurden ernst genommen und Multiplikatoren aus den Teams selbst trugen die Informationen zurück.
Das Ergebnis: Statt Angst entstand Akzeptanz. Die Automatisierung erleichterte die Arbeit, machte Prozesse schneller und führte sogar dazu, dass neue Arbeitsplätze geschaffen wurden.
Dieses Beispiel zeigt: Führung in der Innovation bedeutet nicht, Probleme wegzudrücken, sondern sie gemeinsam zu bearbeiten.
Wenn Führung Innovation verhindert
Natürlich gibt es auch die andere Seite. Führungskräfte können Innovation bremsen – oft unbewusst. Gründe sind zum Beispiel:
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Fokus auf das Tagesgeschäft: Wenn nur kurzfristige KPIs zählen, bleibt kein Raum für Neues.
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Angst vor Veränderung: „Never change a running system“ wird zum Innovationskiller.
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Glaubenssätze und Killerphrasen: „Das haben wir schon probiert“, „Das passt nicht zu uns“ – solche Sätze verhindern Entwicklung.
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Fehlende Ressourcen: Wenn Innovation nebenbei passieren soll, wird sie schnell Opfer der Prioritätenliste.
René Veuc bringt es auf den Punkt: Innovation darf nicht wie Weihnachten einmal im Jahr stattfinden. Sie muss eine tägliche Haltung sein.
Typische Missverständnisse rund um Führung und Innovation
Ein weiteres Hindernis sind Missverständnisse, die sich hartnäckig halten:
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„Innovation ist Chefsache.“
Nein – Innovation braucht Beteiligung aller. Wenn nur die Führung oder eine kleine Gruppe Ideen entwickelt, fehlt die Vielfalt. -
„Innovation ist ein Projekt.“
Innovation ist kein einmaliges Event, sondern ein kontinuierlicher Prozess. -
„Innovation ist immer groß und disruptiv.“
Auch kleine, inkrementelle Verbesserungen sind Innovation – und oft genauso wertvoll.
Führungskräfte, die diese Missverständnisse erkennen und auflösen, schaffen Raum für eine breitere Innovationskultur.
Führung als Innovationsermöglicher
Am Ende geht es darum, dass Führungskräfte Innovation nicht als Zusatzaufgabe, sondern als integralen Bestandteil ihrer Rolle verstehen. Sie sind nicht allein dafür verantwortlich, Ideen zu haben – aber sie tragen Verantwortung dafür, ob Ideen entstehen und umgesetzt werden.
Dazu gehört auch, Ressourcen bewusst einzuplanen. So wie früher irgendwann klar wurde, dass Unternehmen Prozessmanager:innen brauchen, wird es heute zunehmend selbstverständlich, Innovationsmanager:innen zu benennen. Ab einer gewissen Unternehmensgröße ist es unerlässlich, explizit Verantwortliche für Innovation einzusetzen.
Fazit: Innovation braucht Führung – und Haltung
Die Erfahrungen von René Veuc zeigen: Innovation gelingt nicht allein durch Methoden wie Design Thinking, Hackathons oder Innovation Sprints. Diese sind wertvolle Werkzeuge, doch ohne den richtigen Rahmen verpuffen sie.
Führungskräfte haben die Aufgabe, Innovation zuzulassen und einzufordern, Transparenz zu schaffen, Routinen zu etablieren und Mut zum Loslassen zu zeigen.
Vor allem aber braucht es eine Haltung: Innovation ist Teil unserer Kultur. Sie gehört zu uns, wie Vertrieb, Produktion oder Logistik.
Wenn Führungskräfte diese Haltung vorleben, wird Innovation nicht zur Ausnahme, sondern zur Selbstverständlichkeit. Und genau das entscheidet über die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens.
Weiterführende Links & Ressourcen:
- Renés Website: LINK
- LinkedIn-Profil von René Veuc: https://www.linkedin.com/in/rene-veuc/
- Experience Summit von Markus Johann Schmidt (Afterwork-Reihe Prozesse und Projekte Steiermark): https://www.eventbrite.at/e/experience-summit-2025-tickets-1389085424899?utm-campaign=social&utm-content=attendeeshare&utm-medium=discovery&utm-term=listing&utm-source=cp&aff=ebdsshcopyurl