Einwandwiderstand im Change Management: So meisterst du die Herausforderung

In jedem Veränderungsprozess begegnest du als Change Manager unweigerlich Widerständen. Einer der häufigsten ist der sogenannte Einwandwiderstand. Doch was genau verbirgt sich dahinter und wie kannst du damit umgehen? In diesem Blogbeitrag erfährst du alles, was du über den Einwandwiderstand wissen musst und wie du ihn erfolgreich meistern kannst.

Was ist der Einwandwiderstand?

Der Einwandwiderstand ist eine Form des Widerstands, die auf den ersten Blick sachlich und konstruktiv-kritisch erscheint. Er äußert sich in Bedenken oder Argumenten auf der Sachebene. Typische Aussagen sind zum Beispiel:

  • „Dafür haben wir keine Zeit.“
  • „Das haben wir schon immer so gemacht.“
  • „Bei uns funktioniert das nicht.“

Diese Einwände sind oft ein Indikator dafür, dass noch Informationen fehlen oder Unklarheiten bestehen. Im Gegensatz zu anderen Widerstandsarten ist der Einwandwiderstand oft der einfachste zu lösen – vorausgesetzt, du gehst richtig damit um.

Warum du dich über Einwände freuen solltest

Auch wenn Einwände auf den ersten Blick frustrierend sein können, solltest du sie als Chance begreifen. Jeder Einwand ist ein Zeichen dafür, dass noch eine Information fehlt oder eine Frage zu klären ist. Er gibt dir die Möglichkeit:

  1. Deine Kommunikation zu verbessern
  2. Die Veränderung weiterzuentwickeln
  3. Unklarheiten zu beseitigen

Betrachte jeden Einwand als Geschenk, das dir hilft, deinen Change-Prozess zu optimieren.

5 Strategien zum Umgang mit Einwandwiderstand

1. Generalisierungen auflösen

Viele Einwände sind Generalisierungen oder Verallgemeinerungen. Sie sind vage und geben dir wenig Ansatzpunkte für eine Argumentation. Deine Aufgabe ist es, diese Generalisierungen aufzulösen. Frage gezielt nach:

  • „Was genau funktioniert bei euch nicht?“
  • „Welche konkreten Erfahrungen habt ihr gemacht?“
  • „Wie genau habt ihr das ausprobiert?“

Durch diese Fragen erhältst du spezifische Informationen, mit denen du arbeiten kannst.

2. Die Empathy Map nutzen

Um Einwände besser zu verstehen, kannst du die Technik der Empathy Map nutzen. Stelle Fragen wie:

  • „Was hast du schon erlebt in Bezug auf diese Veränderung?“
  • „Was hast du gehört?“
  • „Welche Gedanken gehen dir durch den Kopf?“
  • „Welche Problemstellungen siehst du?“

Diese Fragen helfen dir, die Perspektive deines Gegenübers besser zu verstehen und den wahren Grund für den Einwand zu erkennen.

3. Change Personas entwickeln

Eine effektive Methode zur Vorbereitung auf Einwände ist die Entwicklung von Change Personas. Überlege dir:

  • Welche typischen Persönlichkeiten gibt es in deiner Organisation?
  • Welche Ängste, Erfahrungen und Bedürfnisse haben sie?
  • Welche Einwände könnten von diesen Personas kommen?

Indem du dich in diese Personas hineinversetzt, kannst du potenzielle Einwände antizipieren und deine Kommunikation entsprechend anpassen.

4. Die Change Story Canvas nutzen

Ein nützliches Tool zur proaktiven Einwandbehandlung ist die Change Story Canvas.

In diesem Canvas integrierst du mögliche Einwände bereits in deine Kommunikationsstrategie. So nimmst du viele Bedenken vorweg und kannst sie direkt adressieren, bevor sie überhaupt geäußert werden.

Übrigens habe ich ein solches Canvas für dich erstellt – kostenlos. Du findest es im Transformations-Kit mit vielen weiteren Werkzeugen.

5. Nonverbale Einwände erkennen und ansprechen

Nicht alle Einwände werden verbal geäußert. Achte auch auf nonverbale Signale wie:

  • Augenrollen
  • Kopfschütteln
  • Weglächeln

Diese „Killer Faces“ sind ebenfalls Formen des Widerstands. Du kannst sie ansprechen, indem du zum Beispiel fragst: „Ich sehe, du schüttelst den Kopf. Was genau stört dich an diesem Vorschlag?“

Der Einwand als Chance zur Reflexion

Indem du Einwände hinterfragst und Generalisierungen auflöst, gibst du deinem Gegenüber die Chance zur Selbstreflexion. Oft ist Menschen gar nicht bewusst, warum sie einen bestimmten Einwand haben. Durch deine Fragen regst du sie zum Nachdenken an.

Dabei ist es wichtig, dass du nicht versuchst, die Person mit Argumenten zu überzeugen. Stattdessen sollst du durch gezielte Fragen eine Reflexion anstoßen. Diese Reflexion muss nicht sofort einsetzen – oft wirken solche Gespräche nach und führen später zu einem Umdenken.

Das Nein als Chance

Erinnere dich immer daran: Jedes Nein, das du bekommst, hilft dir dabei, im nächsten Gespräch besser zu werden. Ein Nein bedeutet nur, dass noch eine Information nötig ist. Diese Einstellung kann dir helfen, gelassener mit Einwänden umzugehen und sie als Lernchance zu begreifen.

Praktische Übungen zum Umgang mit Einwandwiderstand

1. Das Einwand-Bingo

Erstelle ein Bingo-Feld mit typischen Einwänden und Killer Phrases, die in deiner Organisation häufig vorkommen. In Meetings oder Workshops können die Teilnehmer dann beobachten, wie oft diese Phrasen fallen. Dies schärft das Bewusstsein für Einwände und kann auf spielerische Weise zu einer Verhaltensänderung führen.

2. Die Einwand-Spardose

Stelle eine Spardose auf, in die jeder einen Euro einzahlen muss, wenn er eine Killer Phrase oder ein Killer Face verwendet. Am Ende des Jahres wird das gesammelte Geld an eine karitative Organisation gespendet. Diese Methode macht auf humorvolle Weise auf unbewusste Verhaltensweisen aufmerksam.

3. Die Einwand-Vorbereitungs-Session

Bevor du eine wichtige Präsentation oder ein Change-Kommunikations-Event hast, nimm dir Zeit für eine Einwand-Vorbereitungs-Session. Sammle mit deinem Team mögliche Einwände und überlege dir, wie du diese in deine Kommunikation einbauen und vorwegnehmen kannst.

Einwandwiderstand vs. andere Widerstandsarten

Es ist wichtig zu verstehen, dass nicht jeder geäußerte Einwand tatsächlich ein Einwandwiderstand ist. Manchmal verbergen sich hinter scheinbaren Einwänden andere Widerstandsarten:

  1. Überforderungswiderstand: Die Person fühlt sich überfordert, möchte dies aber nicht zugeben und äußert stattdessen einen sachlichen Einwand.
  2. Interessenswiderstand: Der geäußerte Einwand ist nur vorgeschoben und verdeckt einen tieferliegenden Interessenskonflikt.
  3. Dysfunktionswiderstand: Der Einwand könnte aus einer Dysfunktion im Team oder in der Organisation resultieren.

Um herauszufinden, ob es sich wirklich um einen Einwandwiderstand handelt, kannst du die Frage stellen: „Was übersehe ich?“ Diese offene Frage gibt deinem Gegenüber die Möglichkeit, tieferliegende Bedenken zu äußern.

Die Rolle der psychologischen Sicherheit

Ein wichtiger Faktor im Umgang mit Einwandwiderstand ist die psychologische Sicherheit in deinem Team oder deiner Organisation. Menschen müssen sich sicher fühlen, um Einwände offen zu äußern. Arbeite daran, eine Kultur zu schaffen, in der:

  • Einwände als wertvoll betrachtet werden
  • Kritisches Denken gefördert wird
  • Fehler als Lernchancen gesehen werden

Je höher die psychologische Sicherheit, desto eher werden Menschen bereit sein, konstruktive Einwände zu äußern, statt stillen Widerstand zu leisten.

Fazit: Einwandwiderstand als Chance begreifen

Der Umgang mit Einwandwiderstand mag zunächst herausfordernd erscheinen, aber mit den richtigen Strategien kann er zu einem wertvollen Werkzeug in deinem Change-Management-Prozess werden. Indem du Einwände als Chance begreifst, Generalisierungen auflöst und gezielt nachfragst, kannst du:

  1. Deine Kommunikation verbessern
  2. Unklarheiten beseitigen
  3. Den Change-Prozess optimieren
  4. Das Verständnis und die Akzeptanz für die Veränderung erhöhen

Erinnere dich immer daran: Jeder Einwand ist ein Geschenk, das dir die Möglichkeit gibt, deine Veränderungsinitiative zu verbessern und alle Beteiligten besser einzubinden. Mit dieser Einstellung und den vorgestellten Techniken wirst du Einwandwiderstände erfolgreich meistern und deine Change-Projekte zum Erfolg führen.

Alles Liebe,

Bianca Prommer

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