Innovationsbarrieren abbauen: So gewinnst du das Management für deine Ideen

Innovation ist eine Expedition, kein gewöhnlicher Weg – das ist eine der zentralen Botschaften von Gijs van Wulfen, dem renommierten Innovationsexperten und Autor des neuen Buches „Breaking Innovation Barriers“. Im exklusiven Interview teilt er seine Erkenntnisse darüber, warum Innovation so schwierig ist und wie du erfolgreich Innovationsbarrieren überwinden kannst.

Du kannst dir das auch gerne in der neuen Folge meines „Veränderung Einfach Machen“ Podcasts anhören. Und das Video zum Interview gibt es auch auf Youtube.

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Was bedeutet Innovation wirklich?

Bevor wir uns den Barrieren widmen, müssen wir verstehen, was Innovation eigentlich bedeutet. Für Gijs van Wulfen ist die Definition klar: „Innovation bedeutet, neue Ideen in die Realität umzusetzen – und zwar mit Wirkung.“ Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass Innovation nicht gleichzusetzen ist mit:

  • Kreativität (neue Ideen entwickeln)
  • Erfindung (neue Technologien entwickeln)

Der entscheidende Unterschied liegt in der Umsetzung und dem messbaren Impact. Innovation kann dabei viele Formen annehmen:

  • Produktinnovation
  • Service-Innovation
  • Geschäftsmodellinnovation
  • Soziale Innovation
  • Nachhaltigkeitsinnovation
  • Organisationsinnovation
  • Prozessinnovation

Du möchtest mehr darüber lesen, was Innovation genau ist? Dann schau in diesem Artikel hier vorbei –>Was ist Innovation.

Warum ist Innovation so schwierig? Was sind Innovationsbarrieren?

Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus van Wulfens jahrelanger Erfahrung: Du kannst alleine erfinden, aber Innovation geht nur gemeinsam. Selbst in kleineren Unternehmen brauchst du mindestens 5-10 Menschen aus verschiedenen Bereichen wie:

  • Produktion
  • IT
  • Design
  • Marketing
  • Vertrieb

Und genau hier liegt eine der größten Herausforderungen. In einer LinkedIn-Umfrage mit 790 Teilnehmern identifizierte van Wulfen die Hauptgründe für das Scheitern von Innovationsprojekten:

  • 52% Management Buy-in fehlt
  • 50% zu langsame Umsetzung
  • 25% fehlender Business Case
  • Nur 8% technische Machbarkeit

Die „weichen Faktoren“ sind also in Wahrheit die harten Faktoren der Innovation. Während Prozesse, Tools und Strukturen meist vorhanden sind, scheitert es an der menschlichen Komponente.

Die Rolle der Unternehmenskultur in Bezug auf Innovationsbarrieren

Ein besonderes Augenmerk legt van Wulfen auf die Unternehmenskultur, besonders im deutschsprachigen Raum:

Die Perfektionismusfalle

„Deutsche Unternehmen sind die Japaner Europas – Perfektionisten“, erklärt van Wulfen. Diese Kultur der kontinuierlichen Verbesserung hat große Vorteile für das operative Geschäft. Aber: „Verbesserung ist für heute. Innovation braucht den Sprung, nicht nur den nächsten Schritt.“

Die Fehlerkultur

Ein weiteres kulturelles Hindernis ist die ausgeprägte „Kultur des Finger-Zeigens“. Die Suche nach Schuldigen bei Fehlern verhindert mutige Innovationen. Van Wulfen betont: „Perfektionismus ist gut für die heutige Profitabilität, aber manchmal musst du von Verbesserung auf Innovation umschalten.“

Das Beispiel der deutschen Automobilindustrie

Ein prägnantes Beispiel für verpasste Innovation ist die deutsche Automobilindustrie und die Elektromobilität. Van Wulfen zitiert den ehemaligen BMW-CEO Norbert Reithofer: „Nichts zu tun war ein größeres Risiko.“ Allerdings kam diese Erkenntnis zu spät – Tesla und chinesische Hersteller hatten bereits einen 10-Jahres-Vorsprung.

Der richtige Zeitpunkt für Innovation

Eine häufige Frage ist: Wann ist der richtige Zeitpunkt für Innovation? Van Wulfens Antwort hängt von der Branche ab:

  • Pharma: 15 Jahre von Idee bis Markt
  • Automobilindustrie: 10 Jahre
  • Dienstleistungen: 1,5 Jahre
  • Cloud Computing: 6 Wochen

Seine Regel: „Wenn es 10 Jahre dauert, hätte man 10 Jahre früher anfangen müssen.“ Du solltest das Dach reparieren, wenn die Sonne scheint – nicht erst wenn es reinregnet.

15 Strategien zum Abbau von Innovationsbarrieren

In seinem neuen Buch stellt van Wulfen 15 Strategien vor, die sich in drei Bereiche gliedern:

Kulturelle Strategien

  • Besonders relevant für Führungskräfte
  • Schaffen der richtigen Rahmenbedingungen
  • Förderung einer innovationsfreundlichen Kultur

Strategische Ansätze

  • Gemeinsame Verantwortung von Management und Innovatoren
  • Ausrichtung der Innovation an der Unternehmensstrategie
  • Identifikation von „Innovation Sweet Spots“

Prozessbezogene Strategien

  • Hauptfokus für Innovatoren
  • Konkrete Methoden und Werkzeuge
  • Praktische Umsetzung

Wie du ein besserer Innovator wirst

Van Wulfen teilt seine wichtigsten Tipps für angehende Innovatoren:

1. Bleib authentisch

Jeder kann ein Innovator sein – ob introvertierter IT-Experte oder extravertierter Verkäufer. Menschen folgen dir, weil sie dir vertrauen, nicht wegen deines Titels.

2. Beeinflusse Herz und Verstand

  • Baue echte Beziehungen auf
  • Schaffe Verbindungen
  • Investiere in ein gutes Team

3. Sei mutig

  • Fordere den Status quo heraus
  • Wage es, „Nein“ zu sagen
  • Stelle die richtigen Fragen

4. Wähle deine Projekte sorgfältig

  • Akzeptiere nicht jede Aufgabe
  • Prüfe die Rahmenbedingungen
  • Stelle sicher, dass du an den Erfolg glaubst

Der Weg zur erfolgreichen Innovation

Van Wulfen empfiehlt einen pragmatischen Ansatz:

  1. Starte klein
  • Beginne mit überschaubaren Experimenten
  • Vermeide große Ankündigungen
  • Konzentriere dich auf konkrete Ergebnisse
  1. Underpromise and overdeliver
  • Sei realistisch bei Versprechungen
  • Baue Vertrauen durch verlässliche Lieferung
  • Vermeide überzogene Erwartungen
  1. Schaffe sichere Experimentierzonen
  • Etabliere geschützte Bereiche für Innovation
  • Umgehe wo nötig die Bürokratie
  • Ermögliche echtes Experimentieren
  1. Innoviere bereichsübergreifend
  • Binde alle relevanten Abteilungen früh ein
  • Schaffe gemeinsame Ownership
  • Nutze unterschiedliche Perspektiven

Fazit: Innovation ist Teamarbeit

Der wichtigste Punkt zum Schluss: Innovation ist keine Einzelleistung, sondern ein gemeinschaftlicher Prozess. Van Wulfen spricht deshalb lieber von „Winnovation“ statt „Innovation“ – der Erfolg liegt im gemeinsamen Handeln.

Um Innovationsbarrieren erfolgreich abzubauen, brauchst du:

  • Eine klare Vision
  • Die richtigen Menschen
  • Echtes Commitment
  • Ausdauer und Mut
  • Die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen

Denk daran: Das erste „Nein“ ist nicht das Ende deiner Innovationsreise – es ist oft erst der eigentliche Anfang.

👤 Über unseren Gast:

Gijs van Wulfen ist Innovationsexperte und Autor mehrerer Bücher, darunter der Bestseller „The Innovation Expedition“. Sein neues Buch „Breaking Innovation Barriers“ erscheint am 27. November 2024.

📚 Erwähnte Ressourcen:

  • „Breaking Innovation Barriers“ – Neues Buch von Gijs van Wulfen
  • „The Innovation Expedition“ (2017)
  • LinkedIn-Newsletter von Gijs van Wulfen

🌐 Connect with him:

Website: https://www.gijsvanwulfen.com

LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/gijsvanwulfen/

Buch: Breaking Innovation Barriers